Es ist wohl gut bekannt, dass sich der Begriff Reformation auf den Konflikt zwischen Katholiken und Protestanten bezieht. Wo begann aber alles? In der Zeit vor der Reformation entwickelten sich neue Ideen bezüglich der christlichen Religion. Die Menschen begannen, zwischen Katholizismus und Protestantismus zu wählen. Die Katholiken glaubten, dass die Errettung durch das Absolvieren bestimmter Handlungen wie die Anerkennung der Sakramente z.B. Taufe und Kommunion und das Bekenntnis zu einem Priester gefunden werden konnte, was der Kirche die Autorität zuteilte. Protestanten glaubten wiederum, dass die Kirche keine Autorität darüber haben sollte, wie die Beziehung einer Person zu Gott aussieht. Sie propagierten die Idee, dass jede Person die Bibel als Anleitung lesen soll und selbst die Verantwortung  für sich tragen.

Die Reformation war eines der wichtigsten Ereignisse des 16. Jahrhunderts und  in der Geschichte überhaupt. Im Moment, wo sich die Christen zwischen Katholizismus und Protestantismus aufteilten, fiel die religiöse Einheit und Zusammenhalt der Gesellschaft auseinander. Dies hatte den Anfang individueller Gedanken und Meinungen bezüglich der Religion zur Folge. Auch auf anderen Gebieten wie Wirtschaft, Politik und Sozialaspekten löste dies freies Denken aus.

Martin Luther – Vater der Reformation

Luther war mit der Korruption der katholischen Kirche zweifelsohne unzufrieden. Er hat das vergeben der Ablässe zutiefst kritisiert und glaubte fest daran, dass der Papst und die Kirche keine endgültige Macht und Autorität haben sollten. 1517 schlug er seine 95 Thesen gegen die Begnadigung von Sünden in Wittenberg auf. Die Reformation hat sich schnell in ganz Europa verbreitet, denn Luther war für die Übersetzung des Neuen Testaments zuständig, was die Bibel den breiten Massen zugänglich machte, da sie jetzt alles lesen und verstehen konnten.

Soziale Konsequenzen

Luther hatte dank der Druckerpressen seine Botschaft in ganz Deutschland verbreiteten und dadurch eine große Anhängerschaft gewinnen können. Bis zu seinem Tod hatten sich Menschen aller sozialen Schichten für ihn und das Luthertum eingesetzt. Die sozialen Konsequenzen seiner Lehre waren daher weit verbreitet. Eine von ihnen war, das die Predigt die zentrale Rolle im Gottesdienst spielte. Auch Bauern bekannten sich zu Luthertum und unterstützten die Kritik an der Autorität der katholischen Kirche. Außerdem konnte man jetzt als Mönch eine Frau nehmen, was Luther auch selbst befolgte. Die größte Veränderung war aber das auflockern des gesamten Kirchenkonzeptes.

Musik, Kunst, Architektur

Berühmt wurde Luther auch als Komponist vieler in deutscher Sprache besungener Hymnen. Die berühmteste von allen ist wahrscheinlich Ein festes Burg ist unser Gott. Er betrachtete diese Hymnen als bedeutend für die Gemeinde, denn sie förderten die Entwicklung des Glaubens.

  • Altargemälde von Lucas Cranach dem Älteren

Seine Kompositionen basierten auf wichtigen kirchlichen Feiertagen wie Weihnachten, Ostern, Pfingsten usw. Andererseits befassten sie sich mit verschiedenen Themen des Katechismus wie Zehn Gebote, Vaterunser, Eucharistie usw. Und letztendlich basierten sie auch auf Psalmen und weltlichen Liedern aus der deutschen Volksliedtradition. Sie dienten auch als Inspiration für Johann Sebastian Bach, der viele einfache Kirchenlieder komponierte.

  • Innenraum der neu umgebauten Frauenkirche in Dresden

Die Reformation brachte Änderungen in der Architektur und Kunst der protestantischen Kirchen, da sie jetzt ohne religiöse Dekoration waren, Statuen, Heiligenbilder, Reliquien usw. Auch das Thema der Gemälde, die in der Zeit der Reformation entstanden, hat sich verändert.

Johann Sebastian Bach

Als Reaktion auf die Reformation fing auch die katholische Kirche an, Reformen durchzuführen. Diese Bewegung entwickelte sich zu einer Gegenreformation, zum Zeitalter des Barocks, das ungefähr die Zeit zwischen 1650 und 1700 umfasst. Die in Dresden erbaute protestantische Frauenkirche zeugt von den neuen Konzepten der barocken Architektur, d.h. einer Basilika ohne religiöse Ikonographie, mit ausgezeichneter Akustik für die in der Mitte platzierte Orgel hinter dem Altar und nahe der Gemeinde – ein perfekter Rahmen für das Schaffen eines der wichtigsten Barockkomponisten – Johann Sebastian Bachs.