Auf den Trümmern von Weltkrieg und Wirtschaftskrise wollte Adolf Hitler eine neue furchtbare Weltordnung errichten – die Herrschaft der arischen Rasse, die sogenannten Herrenmenschen. Erreicht werden sollte dieses Ziel mit Hilfe einer Ideologie, die im Dritten Reich praktisch zur Ersatzreligion wurde – eine unheilvolle Mischung falsch verstandener und pervertierter heidnischer Bräuche, germanischer Heldenverehrung und rassistischer Anschauungen, die schon seit Generationen weit verbreitet waren, nun aber in blutiger Konsequenz zum Völkermord führten.

Während der 1930er Jahre begannen deutsche Expeditionen die höchste Region der Erde zu erforschen – den Himalaja. Gesucht wurden die Spuren alter Hohepriester, die Vorfahren der arischen Herrenrasse sein sollten. Der Glaube an die Überlegenheit der Arier war der Grundpfeiler der Ideologie des Dritten Reiches, einer Ideologie, die auf Religion verzichten wollte und selbst religiöse Züge annahm. Ihr hoher Priester sollte Adolf Hitler sein. Hitler ging davon aus, dass das reine arische Blut durch sogenannte mindere Rassen verschmutzt worden sei und dass die arischen Herrenmenschen erst dann über die Welt regieren könnten, wenn die verschmutzenden Elemente beseitigt seien. Seine Theorien waren letztlich nichts weiter als die radikale Vermischung uralter okkulter Überlieferungen mit dem in weiten Bevölkerungskreisen verbreiteten Rassismus.

Um die Überlegenheit der Arier zu untermauern, ließen die NS-Ideologen keinen Mythos und keine Religion unerforscht. Besonders wirkungsvoll sollte die neue Weltanschauliche Ersatzreligion dadurch werden, dass alle konkurrierenden Religionen verdrängt wurden. Um die vollkommene Kontrolle über das Volk zu erreichen, nutzte Hitler nicht nur die Kraft alter Mythen, sondern verwendete auch christliche Rituale. Seine Mitstreiter pflegten vor allem enge Verbindungen zu okkulten Kreisen.

So zum Beispiel Rudolf Heß, der Stellvertreter des Führers. Seine Briefe offenbaren einen ausgeprägten Hang zu Astrologie und Sterndeutung. Alfred Rosenberg, der führende Ideologe des Dritten Reiches und Autor eines Buches über nationalsozialistische Weltanschauung und Religion, war auch ein Teil des okkulten Dritten Reiches. Der Reichspropagandaminister Joseph Goebbels hat in seinen Tagebüchern seinen Gebrauch astrologischer Vorhersagen des Zweiten Weltkrieges akribisch festgehalten. Dazu kommt noch Heinrich Himmler, Reichsführer der SS und späterer Innenminister. Seine persönlichen Aufzeichnungen weisen ihnen als den okkultisten Meister des Dritten Reichs aus, der okkulte Bräuche zur Ersatzreligion vermengte. Zu den Grundlagen seiner okkultischen Ideologie zählte die uralte Legende über Atlantis, das von einer blondhaarigen Herrenrasse bewohnt war. Heinrich Himmler, Nationalist aus gutem Hause, träumte schon in den 1920er Jahren davon, das mischrassige deutsche Volk wieder zu reinen Germanen zu machen. Er glaubte fest an den Okkultismus, der zur Untermauerung der Regimeideologie des Dritten Reiches benutzt wurde.

Zudem dachte man, dass die menschliche Evolution künstlich beeinflusst werden konnte, indem man die Eltern eines Kindes aussucht und ihre Nachfahren immer weiter kreuzt, bis man eines Tages den Superman erzeugt hat, der schon früher von okkulten Theorien vorhergesagt worden war. Nach Hitlers Überzeugung entwickelte sich die Menschheit alle 700 Jahre einen Schritt vorwärts. Ihr letztes Ziel sei die Erschaffung der Söhne Gottes, einer neuen Rasse, die alle schöpferischen Kräfte in sich vereine und unendlich viel höher stehe als der heutige Mensch. Im Oktober 1939 führte der Glauben an den Okkultismus zu einem Fortpflanzungsbefehl. Jeder SS-Man, egal ob verheiratet oder nicht, hatte demnach die heilige Pflicht gegenüber Führer und Vaterland so viele gesunde, arische Kinder wie möglich zu zeugen. So war Blut im Okkultismus ein wichtiger Grundstein und der Okkultismus selbst wurde im Zweiten Weltkrieg ideologisch missbraucht, um das Christen- und Judentum zu diffamieren.